Vor rund einem Jahr flog Jonas Lindner aus Auerbach (Kreis Amberg-Sulzbach) in die USA, um in West Long Branch im US-Bundesstaat New Jersey ein Sportstipendium an der Monmouth University aufzunehmen. Jetzt ist der Mittelfeldspieler des Fußball-Bayernligisten DJK Gebenbach zurück. Mit einem Koffer voller Eindrücke, einer Urkunde, einem Ring - und rund fünf Kilogramm schwerer. Er spielte Fußball an "seiner" Uni und trainierte unter Profibedingungen. "Es ist viel athletischer und direkter, es wird weniger Wert auf Taktik gelegt", ordnet der 23-Jährige die vergangenen zwölf Monate ein.
Schießen und stürmen
Also mehr "Fußball kämpfen" als "Fußball spielen", ähnlich wie die einst berühmte englische "Kick-and-Rush"-Spielweise, auf Deutsch: schießen und stürmen. Er hatte einen Trainer, der mehr die europäische Art bevorzugte. "Aber viele Teams in unserer Conference haben versucht, den Ball aus jeder Lage in die Box zu bringen, und dann über den zweiten Ball gleich ein Tor zu schießen", erklärt Lindner. Da in den USA fliegender Wechsel möglich ist, musste er immer "Vollgas geben": ständig Pressing und Gegenpressing.
Hat ihn der Fußball in Amerika in seiner sportlichen Entwicklung weiter gebracht? "Das ist schwierig zu beurteilen. Wir haben jeden Tag trainiert, wir waren zusätzlich im Fitnessstudio, wir hatten gute Regenerationsmöglichkeiten. Das bedeutet, dass man sich physisch schon weiter entwickelt. Fußballerisch - das müssen andere beurteilen", erklärt Lindner. Nach seiner Rückkehr stand er sofort wieder im Team der DJK Gebenbach, machte die Vorbereitungsspiele gegen die SpVgg SV Weiden, den FC Amberg und die SV Grafenwöhr mit. Wegen einer kleineren Verletzung (Lindner: "Ein Pressschlag") verzichtete er auf die Partie gegen Regensburg. Am vergangenen Sonntag flog der Bayernligist von Nürnberg aus nach Antalya in die Türkei ins Trainingslager.
"Reputation für jede Uni"
An zwei Saisons nahm Monmouth während seiner Zeit in den USA teil. In der ersten erreichten Lindner und Co. ein Top-Ergebnis: Die Meisterschaft in der Conference, bei der das Monmouth-Team mitspielte. Beim NCAA-Soccer-Tournament, wie der Wettbewerb heißt. "Das ist ein Riesen-Hype, bei dem jeder hin fiebert, jeder will da mal dabei sein", erzählt Lindner. Das Turnier sei eine gute Reputation für jede Uni, bei dem jede Menge Fernsehgelder fließen. Lindners Truppe stand mit den weiteren neun Uni-Siegern der USA und anderen top-platzierten Fußballmannschaften unter den 32 besten Teams. Dort schoss der Spieler der DJK Gebenbach seine Mannschaft mit dem Treffer zum 2:1 in Runde zwei - aber da war Schluss. "Ich habe nicht viele Tore geschossen, aber das war ein ganz wichtiges," freut sich Lindner. Es sei schon ein Riesenerfolg gewesen, die erste Runde zu überstehen. "Wir sind eine relativ kleine Uni mit nur 6000 Studenten und mit begrenzten finanziellen Mittel. Da spielst du dann gegen die ganz Großen, mit 70 000 Studenten teilweise." Als Belohnung gab's einen pompösen Ring (Lindner: "Da lassen sie nicht lumpen") und eine Urkunde. Er selbst trägt ihn nicht, aber: "Ein paar Amerikaner aus meinem Team haben ihn in der Öffentlichkeit immer getragen, wenn wir fort gegangen sind. Das ist schon etwas Besonderes, da sind sie stolz darauf. Der Ring zeigt, dass wir Champions sind."
In der zweiten Saison, in der Lindner für Monmouth spielte, scheiterte sein Team im Conference-Halbfinale und schaffte dadurch nicht den Sprung ins NCAA-Tournament.
Mit einem weinenden und einem lachendem Auge kehrte Jonas Lindner nun zurück, nach zwölf Monaten, in denen er viele Freundschaften aufgebaut, super Erfahrungen gesammelt und sich "sehr, sehr wohl gefühlt" hat am College. "Es war natürlich schade, als es sich langsam dem Ende zugeneigt hat", sagt Lindner. Auf der anderen Seite hat er sich auf zu Hause gefreut, ein paar Kumpels aus der Gebenbacher Mannschaft haben ihn zwei Wochen lang besucht und sind mit ihm heimgeflogen: "Das machte den Abschied etwas leichter."
Viel Frittiertes
Leichter kam er aber nicht zurück. Der Grund: das amerikanische Essen. "Es ist anders, ich musste mich erst daran gewöhnen. Es gab in der Kantine viel Hühnchen, viel Frittiertes, Pizzaburger und solche Sachen. Pancakes und French Toast", erklärte Lindner. Ihm wurde nach seiner Ankunft gleich gesagt, dass ein Europäer, wenn er in die USA kommt, im ersten Semester gleich zehn Pfund zulegt. "Ich habe tatsächlich übers Jahr fünf Kilo zugenommen", gesteht der 23-Jährige. Aber: Das Gute sei, man trainiere jeden Tag, und nicht alles werde in Fett umgewandelt: "Man baut Muskeln auf, die fünf Kilo stören mich nicht, ich fühle mich wohl." Das Frühstück sei sehr gewöhnungsbedürftig gewesen, er habe darauf verzichtet. Auf Bacon, Bratwürste, Pancakes. "Alles schön mit Saucen, Ketchup, Mayo und das ganze Zeugs. Und viele Bagels, die wie ein Stein im Magen liegen. Ich habe oft nur eine Banane gegessen."
Utah, Arizona, Wyoming, Colorado
Ein Jahr lebte Jonas Lindner in den USA, der sportliche Höhepunkt war für ihn der Gewinn der Soccer-Conference, für den er den Ring überreicht bekam. Drei Monate hatte er Semesterferien, und die nutzte er. "Die komplette Zeit über hatte ich so tolle Erlebnisse. Im Sommer war ich in Buffalo, bei den Niagarafällen, da habe ich super Leute kennen gelernt. Ich habe einen Roadtrip gemacht, mit einem Dänen aus unserem Team. Wir sind nach Las Vegas geflogen von New York aus", erzählt Lindner. Von da ging's nach Utah, Arizona, Wyoming, Colorado - die Nationalparks. "Eine richtig geile Erfahrung, ein sehr erfolgreiches Jahr."
Noch ein Semester online
Zurück in Bayreuth, in seiner Studentenbude, absolviert er noch ein Semester an der Monmouth University - online. "Master in Communication" heißt dann der Abschluss, mit Schwerpunkt "Public Relation" und "Social Media". Danach plant Jonas Lindner den BWL-Master - wo auch immer: "Das mache ich davon abhängig, wo ich eine Zusage bekomme. Bis Sommer spiele ich sicher noch bei der DJK Gebenbach."
"Ein paar Amerikaner aus meinem Team haben ihn in der Öffentlichkeit immer getragen, wenn wir fort gegangen sind. Das ist schon etwas Besonderes, da sind sie stolz darauf. Der Ring zeigt, dass wir Champions sind."
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