Jetzt, in der spielfreien Zeit, hat er auch einen Nebenjob, einen richtig verantwortungsvollen – als Chauffeur. „Ich bringe Emily immer zum Training“, erzählt Nico Wenzl. Seine kleine Schwester, zehn Jahre alt, ist mittlerweile begeisterte Basketballerin.
Der 21-Jährige fährt sie von Irchenrieth (Landkreis Neustadt/WN), wo die Wenzls wohnen, rüber zu den Übungseinheiten bei der DJK Neustadt/WN: „Sie hat richtig Spaß daran“, freut sich Wenzl mit dem Nesthäkchen. Der große Bruder kann Emily schon auf der Fahrt viele Tipps geben – denn er selbst spielt professionell Basketball in der Pro A, der 2. Bundesliga. Der Oberpfälzer ist seit einem Jahr Aufbauspieler bei den Römerstrom Gladiators in Trier, und er wird dies auch nächste Saison sein: „Ich habe hier noch ein Jahr Vertrag.“
Die Gene der Väter
Alles rund um den Korb, das ist das Leben von Nico Wenzl. Schon von kleinauf. Zu werfen und zu rebounden hat er bei der DJK Neustadt gelernt. „Ich war damals in Neustadt im Gymnasium in der Basketballklasse.“ Nach der achten Jahrgangsstufe wechselte der junge Bursche nach Bayreuth. Der Bundesligist dort, der vor wenigen Tagen abgestiegen ist, hatte das große Talent erkannt. Wie auch das von Kay Bruhnke, Nicos Kumpel. „Mit Kay habe ich natürlich oft Kontakt“, sagt Niko. „Unsere beiden Väter haben schon gemeinsam in Neustadt Basketball gespielt.“ Die Söhne haben die Gene geerbt. Bruhnke und Wenzl sind die derzeit wohl talentiertesten Oberpfälzer Basketballer.
Während Bruhnkes Zukunft nach dem Bayreuther Abstieg wohl noch offen ist, weiß Wenzl, wie es weitergeht. Mit den Trierern, die in der abgelaufenen Saison die Play-offs klar verpassten und Dreizehnter wurden, will er sich weiter verbessern. Das persönliche Ziel erste Liga stellt er zunächst hinten an. „Ich versuche immer, so viele Minuten wie möglich zu bekommen“, erklärt der Irchenriether. Mit den Einsatzzeiten in der abgelaufenen Spielzeit war der 1,83 Meter große Aufbauspieler ganz zufrieden, mit der Endplatzierung nicht. Auch kommende Saison will er so oft wie möglich auf dem Parkett stehen, „Bankwärmer“ bei einem Bundesligisten sei nichts für ihn. „Dann spiele ich lieber Pro A.“
Die Ambitionen in Trier sind trotz der durchwachsenen Saison mit Trainerwechsel hoch. „Das hier ist ja gefühlt ein Bundesliga-Standort“, erklärt Wenzl. Man merke schon, dass es Richtung BBL gehen solle. In Trier gibt es eine Halle mit einem Fassungsvermögen von knapp 6000 Besuchern, der Schnitt bei den Gladiators lag in dieser Saison bei gut 2000 Fans. Die Infrastruktur, etwa die Trainingshalle, sei sehr professionell, sagt Wenzl. Auch aus Erzählungen weiß er, wie es war, als der Verein von der Mosel noch einer der großen deutschen Basketball-Standorte war. Im März 2015 meldete die Betreibergesellschaft des damaligen TBB Trier Insolvenz an – ´das Aus für den einstigen Pokalsieger (1998 und 2001). Jetzt soll es wieder aufwärts gehen.
Nico Wenzl selbst weiß, wie es ist, erste Liga zu spielen. In Bayreuth hat er mit den Ex-Nationalspielern Bastian Doreth und Andreas Seiferth ein paar Erstligaspiele absolviert. „Basti kenne ich seit ich 15 bin“, erzählt Wenzl. Der Kapitän aus Franken gab dem jungen Oberpfälzer viele Tipps. Doch Wenzl bekam beim damals teilweise auch international spielenden Bundesligisten zu wenig Einsatzzeiten. Im Sommer 2021 wechselte er in die Pro B (3. Liga) zu den Dresden Titans, wurde mit den Sachsen Meister.
Trier mit idealer Größe
Ein Jahr später folgte der Vereinswechsel vom Osten der Republik ganz in den Westen. Nach Trier, in eine Stadt, die er lieben gelernt hat. „Sie ist nicht zu groß, das gefällt mir“, beschreibt der Oberpfälzer die alte Römerstadt, die gut 100 000 Einwohner zählt. Alles sei gemütlich, familiär. „Und“, so sagt er lachend, „ manchmal wird man auch auf der Straße erkannt.“
Dennoch ist er auch gerne daheim in Irchenrieth. Bis zum Trainingsstart Anfang August bleibt Wenzl, der im Herbst auch ein Fernstudium der Sportpsychologie aufnimmt, in Ostbayern. Und pendelt ein bisschen durch die Region, vor allem nach Bayreuth. „Meine Freundin lebt da und viele Kumpels.“
Treffen mit den Merkls
Sicherlich wird er auch den ein oder anderen Neustädter Basketballer treffen. „Die Merkls hatte ich ja fast alle als Trainer“, blickt er auf seine Jugendjahre mit der Neustädter Basketball-Familie zurück. Mit Kay Bruhnke will er auch, wenn’s passt, auf der Anlage des Weidener Kepler-Gymnasiums ein paar Bälle werfen. Und wenn’s ganz schnell gehen muss? „Dann habe ich auch einen Basketballkorb bei uns im Hof.“ Fürs Fitnessstudio will er sich auch anmelden. Und dann ist da ja noch sein Nebenjob, den er sehr ernst nimmt. Emily will keine Trainingseinheit verpassen.
Das ist Nico Wenzl
- Geboren 11. April 2001 in Weiden.
- Wenzls Familie (Eltern, zwei kleine Schwestern Julia und Emily) wohnt in Irchenrieth (Landkreis Neustadt/WN).
- Bis in der Jugend 2015 bei der DJK Neustadt/WN.
- Danach Wechsel nach Bayreuth. Einsätze in der Jugend-Bundesliga für Bayreuth und Bremerhaven.
- Mai 2018 erster Kurzeinsatz in der Basketball-Bundesliga für medi Bayreuth.
- Sommer 2019 erster Profivertrag bei medi Bayreuth (drei Jahre). Unter anderem auch Spielrecht für den Drittligisten BBC Coburg.
- Sommer 2021 Wechsel zu den Dresden Titans in die Pro B (3. Liga).
- Sommer 2022 Wechsel zu den Römerstrom Gladiators Trier in die Pro A (2. Liga)/Zweijahresvertrag.
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