Drama im Elfmeterschießen: SpVgg SV Weiden steigt aus der Bayernliga ab

Weiden in der Oberpfalz
03.06.2023 - 19:04 Uhr

In einem denkwürdigen Relegationsspiel unterliegt die SpVgg SV Weiden dem SV Schwandorf-Ettmannsdorf im Elfmeterschießen und muss in die Landesliga absteigen.

Der Ettmannsdorfer Florian Tausendpfund (hinten) gewinnt das Kopfballduell gegen Stefan Pühler von der SpVgg SV Weiden.

Was für ein irrwitziges Relegationsspiel am Weidener Wasserwerk: 4:4 nach 90 und 120 Spielminuten – mit einem Sieg im Elfmeterschießen lebt der Traum des SV Schwandorf-Ettmannsdorf vom Aufstieg in die Bayernliga weiter. Die SpVgg SV Weiden muss nach der 8:9-Niederlage dagegen in die Landesliga runter. Das Hinspiel am Mittwoch hatte 1:1 geendet.

Die SpVgg SV war von Beginn an die dominierende Mannschaft, fand dabei aber lange Zeit nicht den richtigen Schlüssel, um die kompakte Defensive der Gäste zu knacken. Es fehlten Tempo, Präzision und Entschlossenheit in den Aktionen, weshalb die Überlegenheit nicht in eine Führung mündete. Was bei fehlender Effizienz dann auf keinen Fall passieren sollte, sind individuelle Böcke in der Abwehr. So verschlief Rechtsverteidiger Mathias Heinl das Entgegengehen bei einem Zuspiel, der agile Jeremy Schmidt spritzte dazwischen und tanzte auch noch Weidens Keeper Fabian Scharnagl aus, ehe er den Ball zur frühen Ettmannsdorfer Führung über die Linie schob.

Per Kopfball zum 1:1

Die Hausherren wirkten nur kurze Zeit verunsichert, es blieb noch ausreichend Zeit, um die Partie zu drehen. Doch vor dem Gehäuse der Gäste fehlte es weiter an der Zielstrebigkeit. Erol Özbay und Moritz Zeitler zögerten aus spitzem Winkel zweimal zu lange. Da war es wenig verwunderlich, dass ein Standard für den Ausgleich herhalten musste. Was vielmehr überraschte: Dass sich der rechtzeitig wieder genesene Youngster Stefan Pühler im Strafraum per Kopf gegen die Hühnen in der Ettmannsdorfer Abwehr durchsetzen und zum 1:1 einnetzen konnte.

Das zweite probate Mittel bei fehlenden spielerischen Mitteln sind Versuche aus der Distanz. Kurz vor dem Pausenpfiff wurde Zeitler aus halblinker Position nicht entscheidend angegriffen, so dass er gar nicht mehr anders konnte, als es mit Gewalt zu probieren. Sein Hammer aus 25 Metern schlug im kurzen Eck ein – müßig zu diskutieren, ob Ettmannsdorfs etatmäßiger, aber urlaubender Schlussmann Wolfgang Hesl diesen Schuss hätte abwehren können. Sein Vertreter Michael Lingauer machte jedenfalls eine sehr unglückliche Figur.

Weidener zeigen Schwäche

Diese Führung verlieh den Weidenern nach dem Wechsel aber keine Flügel – im Gegenteil: Es spielte fast nur noch der SV Schwandorf-Ettmannsdorf. Der schnelle Ausgleich durch Florian Knauer fiel sehenswert per Hacke, und Andreas Müller war am langen Pfosten der einzige, der einer Flanke durch den Weidener Strafraum folgte und zum 3:2 für die Gäste vollstreckte. Das Spiel war gedreht und die Not aufseiten der SpVgg SV sogar so groß, dass Trainer Michael Riester den eigentlich als verletzt gemeldeten David Bezdicka auf Feld schicken musste.

Dem dramatischen Drehbuch folgend war es auch der lange schmerzlich vermisste Tscheche, der mit der ersten Weidener Chance im zweiten Durchgang für den Ausgleich sorgte – wieder ein Treffer aus der Distanz, und wieder sah Gästekeeper Lingauer sehr unglücklich aus. Doch damit noch nicht genug des Wahnsinns: Zwei Minuten vor dem Ende schien die SpVgg SV Weiden schon abgestiegen, als Johannes Böhm die Gäste per Strafstoß erneut in Führung brachte. Aber ein Verzweiflungsschuss von Erol Özbay, der immer länger wurde, senkte sich in der Nachspielzeit doch noch hinter Lingauer ins Ettmannsdorfer Tor, der die Verlängerung nötig machte.

Beide Mannschaften erschöpft

In den 30 Extra-Minuten waren beide Teams konditionell am Ende, flüssige Kombinationen und gelungene Abschlüsse hatten absoluten Seltenheitswert. Die Entscheidung brachte letztlich das Elfmeterschießen, in dem der SV Schwandorf-Ettmannsdorf das bessere Ende für sich hatte, weil der vorherige Unglücksrabe Michael Lingauer im Tor gleich drei Elfmeter parierte. In der zweiten Relegationsrunde zur Bayernliga wartet nun der Süd-Bayernligist VfR Garching auf die Ettmannsdorfer.

BildergalerieOnetzPlus
Weiden in der Oberpfalz04.06.2023
OnetzPlus
Weiden in der Oberpfalz03.06.2023
OnetzPlus
Weiden in der Oberpfalz04.06.2023
Statistik:

SpVgg SV Weiden - SV Schwandorf-Ettmannsdorf n. E. 8:9 (2:1, 2:3)

  • SpVgg SV Weiden: Scharnagl - Behnke, Lang (75. Reich), Heinl (25. Bauer/88. Gerber), Graf, Jos. Rodler, Zeitler, Pühler (94. Grünauer), Weidhas, Özbay, Ruda
  • SV Schwandorf-Ettmannsdorf: Lingauer - Müller, Böhm, Schmidt, Plank, Bernkopf, Knauer, Klahn (62. Yalcin), Rothut, Vollath, Tausendpfund
  • Tore: 0:1 (14.) Jeremy Schmidt, 1:1 (31.) Stefan Pühler, 2:1 (45.) Moritz Zeitler, 2:2 (52.) Florian Knauer, 2:3 (66.) Andreas Müller, 3:3 (78.) David Bezdicka, 3:4 (88./Foulelfmeter) Johannes Böhm, 4:4 (90.+1) Erol Özbay - SR: Peter Dotzel - Zuschauer: 1498 - Elfmeterschießen: Fabian Scharnagl (Weiden) pariert gegen Jeremy Schmidt, 1:0 Moritz Zeitler, 1:1 Timo Vollath, Michael Lingauer (Ettmannsdorf) hält gegen Florian Reich, Fabian Scharnagl hält gegen Florian Tausendpfund, 2:1 Stefan Graf, 2:2 Johannes Böhm, 3:2 Felix Behnke, 3:3 Andreas Müller, Michael Lingauer hält gegen David Bezdicka, 3:4 Ilhan Koc, 4:4 Erol Özbay, 4:5 Furkan Yalcin, Michael Lingauer hält gegen Tobias Gerber
 
 

Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.