Die Favoritenrolle für das erste WM-Halbfinale ist eindeutig verteilt – zumindest wenn man die Statistik bemüht. Wer wie Argentinien in den letzten 41 Länderspielen nur einmal als Verlierer vom Platz gegangen ist, der liegt auf den Wettzetteln vorne.
Natürlich, Kroatien ist Vize-Weltmeister, hat das große Brasilien ausgeschaltet und wird getragen von einer Welle der Euphorie und Sympathie, die Modric und Co. von allen Seiten entgegenschlägt. Aber reicht das gegen wiedererstarkte Gauchos?
Für die argentinischen Fans ist die Antwort eindeutig: Nein. In der Heimat erwarten Groß und Klein, Jung und Alt mit einer erstaunlichen Selbstverständlichkeit den dritten Titelgewinn. 36 Jahre, nachdem die Blau-Weißen zum letzten Mal den Weltpokal in die Höhe recken durften. Das peinliche 1:2 gegen Saudi-Arabien zum WM-Auftakt ist längst verdaut, das mitunter grenzenlos anmutende Selbstbewusstsein zurück. Lionel Messi soll es, nein muss es richten. Die Mission ist vorgegeben: Nach dem Tod von Maradona braucht das fußballverrückte Land neue Helden. Ganz vorneweg Messi, der bei einem WM-Triumph endgültig zum Fußballgott aufsteigen würde.
Gerade im Sport verhalten sich Helden und Götter aber oft genug menschlich – und bisweilen auch daneben. Nach dem Elfmeter-Glück gegen die Niederlande ließen Messi und Mitspieler der Häme freien Lauf, verhöhnten und beschimpften den Gegner, pöbelten gegen den Schiedsrichter. Ganz anders die Kroaten, die nach einem packenden Viertelfinalspiel das Herz am rechten Fleck hatten, die unterlegenen Brasilianer in den Arm nahmen und trösteten.
Hier die Bad Boys, dort die Sympathieträger – auch so kann eine Rollenverteilung in einem WM-Halbfinale aussehen. Statistik hin oder her, wem die meisten Fußballfans in Europa (und Brasilien) die Daumen drücken, ist klar.
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